Carnitin, eigentlich L-Carnitin, ist eine vitaminähnliche natürlich vorkommende Verbindung, die aus den Aminosäuren Lysin und Methionin synthetisiert wird. Carnitin ist notwendig für den Energiestoffwechsel der Körperzellen.
Was ist Carnitin?
Carnitin ist eine Verbindung, die sowohl im menschlichen, aber auch im tierischen Organismus produziert wird. Die Synthese benötigt die Vitamine C, B6 und B12 sowie Niacin, Folsäure, Eisen und verschiedene Enzyme, die die einzelnen Schritte katalysieren.
Der Körper kann Carnitin nicht nur selbst herstellen, er nimmt es auch durch den Verzehr von Fleisch auf. Vor allem Reh, Hirsch und Lamm haben einen hohen Gehalt an Carnitin. Schweinefleisch und Molkereiprodukte, Obst und Gemüse enthalten zwar auch Carnitin, aber nur in verschwindend geringen Mengen.
Der hohe Gehalt in Fleisch gab Carnitin auch seinen Namen. Carnitin stammt aus dem Lateinischen und ist abgeleitet von carnis = Fleisch.
Russische Wissenschaftler entdeckten zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Muskelfleisch von Tieren eine Substanz, die für Muskelfunktionen bedeutsam war und die sie Carnitin nannten. Sie konnten auch nachweisen, dass Carnitin in Leber, Nieren und Gehirn gebildet wird.
Aber erst 50 Jahre später wurde an Mehlwürmern festgestellt, dass Carnitin wahrscheinlich lebenswichtige Funktionen hat. Obwohl es anfänglich zu den Vitaminen gezählt wurde, ist inzwischen klar, dass Carnitin zu den vitaminähnlichen Nähstoffen gerechnet werden muss.
Carnitin muss eigentlich korrekter als L-Carnitin bezeichnet werden, denn es gibt auch ein D-Carnitin, ein sogenanntes Stereoisomer des L-Carnitins, das zum Beispiel bei der industriellen Fertigung von Carnitin entstehen kann.
Dieses D-Carnitin ist aber gesundheitsschädlich. Deshalb ist es sinnvoll, bei einer Einnahme von Carnitin als Nahrungsergänzungsmittel darauf zu achten, dass möglichst nur L-Carnitin als Wirkstoff enthalten ist.
Wozu dient Carnitin?
Jede einzelne Zelle im Körper verfügt über die Möglichkeit, Energie für ihren Stoffwechsel selbst herzustellen. Dies geschieht in den so genannten Mitochondrien, den „Zellkraftwerken“.
Damit diese ihre Funktion ausüben können, benötigen sie Fettsäuren, die die Zellen aber selbst nicht herstellen können. Das bedeutet, dass die Fettsäuren aus dem Blut erst zu den Mitochondrien transportiert werden müssen.
Hier kommt das Carnitin ins Spiel, es übernimmt diese Transportfunktion. Die Fettsäuren, die zum Teil sehr langkettig sind, heften sich an Carnitinmoleküle an und können nur so die Zellwand durchdringen.
Carnitin muss also in jeder Körperzelle vorhanden sein, damit die Fettsäuren in den Mitochondrien zu Energie umgewandelt werden können. Das bedeutet aber auch, dass bei einem Mangel an Carnitin die Zellen unter Energieverlust leiden und ihre Aufgaben nicht mehr richtig erfüllen können.
Neben dieser Fähigkeit, Fettsäuremoleküle zu transportieren und damit indirekt an der Fettverbrennung beteiligt zu sein, ist Carnitin an vielen biochemischen Prozessen im Körper beteiligt beziehungsweise unterstützt sie.
Die Tatsache, dass Carnitin an der Fettverbrennung beteiligt ist, legt die Vermutung nahe, dass mehr davon auch mehr lästiges Fett zum Verbrennen bereitstellen könnte. Demnach könnte Carnitin zum Verbrennen von Fettpolstern eingesetzt werden.
Doch im Gegensatz zu dieser oft geäußerten Meinung geschieht der Abbau von Fett nur in dem Maße, wie die Energie tatsächlich gebraucht wird. Wenn keine zusätzliche Energie verlangt wird, besteht auch keine Veranlassung für das Carnitin, mehr Fettsäuren für die Verbrennung bereitzustellen.
Carnitin zur Gewichtsabnahme
Herrscht im Körper allerdings ein Carnitin-Mangel, begünstigt dies eventuell eine stärkere Fettanreicherung. Der Körper ist dann den an ihn gestellten Anforderungen nicht mehr gewachsen, da der gesamte Energiehaushalt beeinträchtigt ist.
In diesem Fall kann sich eine Supplementierung, also eine zusätzliche Einnahme von Carnitin, positiv auf die Fettverbrennung auswirken. Insofern kann bei übergewichtigen Personen der Anschein entstehen, dass Carnitin beim Abnehmen unterstützend wirken könnte.
Ist der Bedarf jedoch gedeckt, hat eine weitere Zugabe von Carnitin keinen Effekt. Eine Supplementierung von Carnitin kann zwar die Carnitinwerte im Blut erhöhen. Aber diese Erhöhung kommt nachgewiesenermaßen nicht in den Mitochondrien an.
Dazu kommt, dass Fettpölsterchen, bevor sie verbrannt werden können, erst einmal in Fettsäuren zerlegt werden müssen. Diese Zerlegung geschieht mit Hilfe des fettspaltenden Enzyms Lipase – und für dessen Aktivität ist es völlig egal, wie viel Carnitin im Körper zirkuliert.
Ausschlaggebend ist also, welche Aktivität dem Körper abverlangt wird. Dazu muss ausreichend viel natürliches Carnitin vorhanden sein, um eine Fettverbrennung in normalem Umfang zu gewährleisten.
Demnach kann Carnitin keinesfalls als eigenständiger Fettverbrenner fungieren. Hinzu kommt, dass ein gesunder Körper nur so viel Carnitin produziert, wie er für den Transport von Fettsäuren zur Energiegewinnung benötigt.
Es entsteht also keine natürliche Überproduktion. Wird nun ein Überschuss durch künstliche Zugabe an Carnitin erzeugt, dann scheidet der Körper diesen nicht gebrauchten Anteil an Carnitin über die Nieren wieder aus.
Leistungssteigerung durch Carnitin?
Gut bekannt ist Carnitin als Nahrungsergänzungsmittel bei Leistungssportlern und Menschen, die besonders viel Kraft benötigen, um optimale Leistungen abrufen zu können. In diesem Bereich wird Carnitin als eine energieliefernde und muskelaufbauende Substanz verwendet.
Diese Leistungssteigerung bezieht sich auch auf die Regeneration nach großen sportlichen Anstrengungen. Carnitin wird daher im Sport als einer der stärksten Leistungsförderer gehandelt und könnte als ein Dopingmittel bezeichnet werden, allerdings auf legaler Grundlage.
Hintergrund dieser Anwendung ist der Aufbau von Carnitin als Eiweißverbindung aus Lysin und Methionin. Eiweiße sind erwiesenermaßen für den Muskelaufbau zuständig und eine gesteigerte Eiweißaufnahme ist bei Kraftsportlern zu empfehlen, um ein optimales Ergebnis zu erzielen.
Doch es gibt nicht nur sinnvolle Eiweißkonzentrate als Nahrungsergänzungsmittel zu kaufen, sondern auch zahlreiche andere Produkte, deren Wirkung nicht erwiesen ist. Dazu zählt auch Carnitin.
Es schadet aber auch nicht, da bei es einer Überdosierung, wie bereits erwähnt, wieder über die Nieren ausgeschieden wird. Eine Überladung des Körpers ist damit nicht möglich.
Häufiger tritt dagegen eine Unterversorgung auf. So ist zum Beispiel bei der Darmerkrankung Morbus Crohn eine Supplementierung von Carnitin notwendig.
Aber Carnitin werden nicht nur positive, sondern auch negative Eigenschaften zugeschrieben. So führt der Verzehr von rotem Fleisch speziell bei Fleischliebhabern zur Bildung von artheriotischen Plaques, also zu einem erhöhten Risiko von Schlaganfall und Herzinfarkt.
Ursache sollen Stoffwechselprodukte sein, die entstehen, wenn spezielle Bakterien, die bei häufigem Fleischverzehr im Magen-Darm-Bereich angesiedelt sind, Carnitin abbauen. Diese Abbauprodukte fördern dann angeblich die Entstehung einer Arterienverkalkung.
IFEMEDI, Institut für ernährungsmedizinische Information
Aktualisierung: 23.10.2013