In Gärten wird Lavendel häufig als Zierpflanze kultiviert, der Industrie dient er zur Gewinnung von Duftstoffen. Doch auch als Entspannungsmittel, Gewürz oder zur Schädlingsbekämpfung eignet sich die wohlriechende Blüte aus der Provence.

Herkunft und Botanik

Weltweit gibt es bis zu 30 verschiedene Lavendelarten. Der am häufigsten kultivierte ist der Echte Lavendel (Lavandula angustifolia), ein bis zu 60 Zentimeter hoher, buschiger Halbstrauch aus der Familie der Lippenblütler.

 

 Seine Blüten sind blau-violett gefärbt, die Stängel zahlreich verzweigt und teils verholzt. Die Zweige des Lavendelstrauchs sind aufsteigend und stark verästelt. Die Blüten sind ährenartig angeordnet und bestehen aus einer längeren Ober- und einer kürzeren Unterlippe.

An der Blütenähre befinden sich mehrere so genannte Scheinquirle mit Kelchen und Blättern. In ihrer Blütezeit von Juni bis August entströmt dem Lavendel sein vielschichtiger süßer Duft.

Die graugrün schimmernden Blätter der Mittelmeerpflanze sind schmal und lanzettenförmig. Reibt man sie zwischen den Fingern, entströmt auch ihnen ein intensiver Duft, denn nicht nur die Blüten enthalten das ätherische Lavendelöl.

Die Vermehrung der Pflanzen erfolgt durch Samen, die Teilung größerer Stöcke und Seitentriebe, durch Stecklinge oder Ableger. Der Echte Lavendel säht sich aufgrund der starken Samenbildung teilweise selbst aus.

Charakteristisch sind die Lavendelfelder in der französischen Provence, die Heimat von Lavandula angustifolia ist der Mittelmeerraum. Durch seine Vorliebe für trockene, warme Hänge ist er in ganz Südeuropa verbreitet. Die Kälteperioden kann er an verschiedensten Standorten überstehen, da er als winterhart gilt.

In deutschen Gärten ist Lavandula angustifolia in verschiedenen Zuchtformen zusammen mit Lavandula intermedia (Lavandin) eine der am häufigsten angelegten Lavendelarten. Gern wird er zusammen mit Rosen gepflanzt, die er vor dem Befall von Blattläusen schützen soll.

Inhaltsstoffe und Heilwirkung

Bereits im alten Rom dienten getrocknete Lavendelblüten als Badezusatz. Im Lateinischen bedeutet lavare so viel wie waschen.

Der Nutzen als Heilpflanze, beispielsweise zur Linderung von Magenbeschwerden, wurde im Mittelalter erkannt. Die Benediktinerin Hildegard von Bingen setzte Lavendel gegen Läuse ein und gab ihm auch den Namen “Muttergotteskraut”.

Die wirksamen Inhaltsstoffe des Lavendels befinden sich in den Blüten. In ihnen stecken bis zu drei Prozent ätherisches Öl, das sich aus den Substanzen Linalylacetat, Linalool, Campher und Cineol zusammensetzt. Außerdem sind noch Gerbstoffe und Flavonoide enthalten.

Linalylacetat und Linalool sollen positiv auf Schlaf und Psyche wirken. Bei Ein- und Durchschlafstörungen wird daher oft zur Verwendung von Lavendelöl geraten. Auch gegen Ängste wird das Öl eingesetzt.

Neben der beruhigenden Wirkung werden dem Lavendelöl entzündungshemmende, desinfizierende und schmerzlindernde Effekte nachgesagt. Aufgrund der hautreizenden Wirkung wird das Öl auch zur Durchführung durchblutungsfördernder Einreibungen empfohlen.

Naturkundler setzen auf die krampflösende, entblähende, gallentreibende und durchblutungsfördernde Wirkung von Lavendel. Unruhe, Kopfschmerzen oder nervöse Magen-Darm-Beschwerden sind mögliche Behandlungsfelder.

Lavendelöl selbst anwenden

 

Das ätherische Öl des Lavendels wirkt wie alle anderen ätherischen Öle über die Atemwege oder über die Haut. Äußerlich aufgetragen sollen Schürfwunden, Prellungen, Verbrennungen oder Insektenstiche gelindert werden.

In einer Duftlampe verbreitet das Öl einen ausgleichenden und stimmungsaufhellenden Duft. In den Abendstunden auf das Kopfkissen gegeben, sollen Einschlafprobleme behoben werden. Badezusätze mit Lavendel beruhigen ebenfalls und können Nervosität, Erschöpfung aber auch körperliche Beschwerden wie Muskelkater lindern.

Zur innerlichen Anwendung haben sich Teezubereitungen bewährt. Sie sollen Magen-Darm-Probleme mindern und den Appetit steigern. Lavendeltee wird natürlich auch zum Einschlafen empfohlen.

Aufgrund der reizenden Wirkung von Lavendelöl ist es stets verdünnt anzuwenden. Babys und Kleinkinder sollten mit dem Öl gar nicht in Berührung kommen, da es bei ihnen zu Atemnot kommen kann. Auch Asthmatiker können mit Atemproblemen reagieren und sollten daher vorsichtig sein oder einen vor der Anwendung einen Arzt befragen.

Im Handel sind Kapseln, Tropfen, Badezusätze und diverse Kosmetikprodukte, denen Lavendelöl beigesetzt ist, erhältlich. Pur wird das Öl unter der Bezeichnung „Lavendel extra“ oder „Lavendel fein“ angeboten.

Viele Kosmetikprodukte und Parfümerieartikel basieren auf Lavendel oder werden mit seinen Essenzen kombiniert. Hier geht es vor allem um den Duft der blauen Lavendelblüten.

In Küche und Kleiderschrank

In den Küchen Frankreichs, Spaniens und Italiens wird Lavendel regelmäßig verwendet, gerne in Gerichten mit Geflügel, Lamm oder Fisch und in Eintöpfen. Der bekannten Gewürzmischung „Kräuter der Provence“ ist Lavendel häufig beigefügt.

Der Geschmack von Lavendel erinnert an Rosmarin und ist herb-bitter. Es gibt verschiedene Sorten und auch die Frage, ob Lavendel getrocknet oder frisch verwendet wird, entscheidet über den Geschmack.

Neben den Blüten werden junge Lavendelblätter oder -triebe verarbeitet. Dabei sind die Blüten, geöffnet oder geschlossen, weniger bitter und eignen sich auch als essbare Dekoration auf Süßspeisen oder Salaten.

Da das Aroma von Lavendel recht dominant ist, sollte er nur sparsam eingesetzt werden. Als Ergänzung kann auch das ätherische Öl, mit Speiseöl verdünnt, zum Einsatz kommen. Im Handel sind neben Lavendelöl und -wasser auch Lavendelzucker, -salz und -essig erhältlich. Getrockneter Lavendel hält sich bis zu sechs Monate, wenn er trocken und dunkel aufbewahrt wird.

Traditionell wird Lavendel zur Schädlingsbekämpfung eingesetzt. Bekannt sind die Baumwollsäckchen, die in den Kleiderschrank gelegt vor Motten schützen können. Duftet das Säckchen irgendwann nicht mehr, kann es eine Zeit lang mit den Händen gedrückt werden, um wieder Duft abzugeben. Auch alkoholische Lösungen können zum Einsatz kommen.

IFEMEDI, Institut für ernährungsmedizinische Information
Aktualisierung: 15.10.2013